Bischofskonferenz in Mariazell

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Innsbrucker Bischof bei Gottesdienst mit Bischofskonferenz in Mariazell: Einem durch und durch „flexiblen Menschen“ droht die Entwurzelung – „Wer heute wirklich frei sein will, muss aus der Ewigkeit schöpfen“

19.06.2013

Glaube ist unzeitgemäß und daher in einer durch und durch technisierten und ökonomisierten Welt hoch an der Zeit: Das hat der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer bei einem Gottesdienst am Mittwoch in Mariazell unterstrichen. „Wer heute wirklich frei sein will“ und sich dem Zeitgeist entgegenstemmen will, der müsse „aus der Ewigkeit schöpfen“ und darauf achten, „gute Wurzeln“ in seinem Leben zu haben. Dem „flexiblen Mensch“ drohe die Überforderung, die Heimatlosigkeit und schließlich der „Burnout“ – dagegen setze der Glaube etwa „absichtslose Kontemplation“, die sich „der Zweckrationalität, dem unheimlichen Leistungsdruck und Perfektionszwang“ entziehe.

Scheuer feierte den Gottesdienst gemeinsam mit den anderen österreichischen Bischöfen, die derzeit in Mariazell zu ihrer traditionellen Sommervollversammlung zusammengekommen sind. Die Beratungen dauern noch bis Donnerstag an. Am Freitag um 10 Uhr wird Kardinal Christoph Schönborn über die Ergebnisse der Bischofskonferenz im Rahmen einer Pressekonferenz im Presseclub auf Stephansplatz 4, 1010 Wien, informieren.

Ausdrücklich warnte Bischof Scheuer in seiner Predigt davor, dass in einer durch und durch technologisierten Gesellschaft auch Glaube, Gebet und Liturgie funktional betrachtet werden. Wo Gebet und Liturgie etwa derart verstanden würden, dass sie als eine Art Auszeit die Leistungsfähigkeit für den „normalen“ Alltag wiederherstellten und regenerierten, so wäre dies „fatal“, da der Glaube somit der „Rollenverteilung in Produzenten und Konsumenten“ unterworfen werden würde. Dies zeuge von einer „(Un)Kultur, die alles verrechnen und auch alles bezahlen will“ und die den Umgang der Menschen untereinander „in ein einengendes Korsett von Rechten und Pflichten zwingt“.

Geistliches Leben sei jedoch „kein Mittel zur Befriedigung von Bedürfnissen“, so Scheuer. Gott dürfe nicht zum „Lückenbüßer auftauchender Defizite degradiert“ werden: „Gott ist kein Kalkül, kein Rechenfaktor, kein Lückenbüßer, kein Kammerdiener, nicht bloß Aufputz für Feste.“

Die „Absichtslosigkeit“ des Glaubens trete laut Scheuer nicht zuletzt dort zu Tage, wo der Glaube praktisch wird – etwa in der Caritas. Schließlich gehe Caritas als tätige Liebe nicht in einem „Postulat des Sollens und Müssens“ auf, vielmehr folge sie dem Auftrag Jesu, dessen Mystik „nicht eine Mystik der geschlossenen Augen, sondern eine Mystik der offenen Augen und damit der Wahrnehmung des Leidens anderer“ sei.

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Scharl: Bergpredigt gibt „atemberaubende Perspektive“

Wiener Weihbischof erinnert bei Eucharistiefeier der Bischofskonferenz an Anspruch der Feindesliebe
18.06.2013

Mit der Bergpredigt will Christus die Menschen „aus einer flachen Existenz hin zu einer atemberaubenden Perspektive führen“. Das sagte der Wiener Weihbischof Franz Scharl bei der gemeinsamen Messe der österreichischen Bischöfe am Dienstagmorgen in Mariazell. Der Mensch solle so gleichsam aus den Niederungen des „Gesetzes des Dschungels“ auf einen anstrengenden Weg nach oben zum Gebot der Feindesliebe geführt werden. Ein hilfreiches „Basislager“ auf diesem Weg sei dabei die „Goldene Regel“; der Aufruf, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden wolle, gehört laut Scharl zum Kernbestand nicht nur einer christlichen Ethik.

Der Mensch solle „seine Berufung als Gleichnis Gottes voll entfalten“, fasste der Weihbischof den Anspruch der Bergpredigt und des Evangeliums zusammen. Beeindruckende Zeugen der Feindesliebe und ihrer Lebbarkeit seien Mahatma Gandhi genauso wie Martin Luther King oder der im November 2011 in Dornbirn seliggesprochene Märtyrerpriester Carl Lampert.

Nach der gemeinsamen Eucharistiefeier vor dem Mariazeller Gnadenaltar setzten die Mitglieder der Bischofskonferenz ihre Vollversammlung fort, die noch bis Donnerstag dauert.

Texte: www.kathpress.at
Fotos: Foto Kuss, Mariazell – DANKE.

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