Bischofskonferenz fast vollzählig beim Eröffnungsgottesdienst zum dreitägigen Kongress von rund 500 Pfarrgemeinderäten aus ganz Österreich – Kärntner Bischof Schwarz: Pfarrgemeinderäte sollen „Mystik des offenen Blicks leben“ – Kongress als kirchliche Kreativwerkstätte mit 60 Workshops
Mariazell, 29.05.2014 (KAP) Mit einem von Kardinal Christoph Schönborn geleiteten Festgottesdienst wurden am Donnerstagnachmittag in Mariazell eine Wallfahrt und ein Kongress mit 500 Pfarrgemeinderats-Mitgliedern aus ganz Österreich eröffnet. Die drei Tage, zu denen die Österreichische Bischofskonferenz die Pfarrgemeinderäte eingeladen hat, sollen in der „Hoffnung, Zuversicht und Gewissheit stehen, dass der Herr seinen verheißenen Geist in der Vielfalt der Gaben schenkt“, sagte der Kardinal mit Bezug auf die biblischen Texte zum Fest Christi Himmelfahrt. Der in der Bischofskonferenz für die Pfarrgemeinderäte zuständige Bischof Alois Schwarz erinnerte diese an den Missionsauftrag. Pfarrgemeinderäte stünden im Dienst „alle zu Schülern Christi zu machen“ und dabei selbst „Schüler zu werden und zu bleiben“.
Im Umgang mit der Welt sollten Christen und besonders Pfarrgemeinderäte „eine Mystik des offenen Blicks leben“, sagte der Kärntner Bischof und zitierte dabei Worte von Papst Benedikt XVI. beim Zusammentreffen mit Ehrenamtlichen im Rahmen seines Besuchs in Österreich 2007. Pfarrgemeinderäte sollten diesen offenen Blick für die Nöte des Nächsten, aber auch füreinander haben. Wallfahrt und Kongress seien eine Gelegenheit, um sich gegenseitig im Christsein zu stärken. Das persönliche Leben solle Zeugnis dafür geben, „dass Gott mit uns ist“, damit die „Liebenswürdigkeit Gottes eine Spur zu den Herzen der Menschen findet“, so Bischof Schwarz.
Vor dem Beginn der Messe waren die Pfarrgemeinderäte vom nahe gelegenen Kongresszelt in diözesanen Gruppen zur Basilika gezogen, wo sie beim Mariazeller Gnadenbild zum Gebet zusammenkamen. Die Wallfahrer wurden von Pater Karl Schauer begrüßt, der an das Zusammentreffen von Papst Benedikt XVI. mit den Pfarrgemeinderäten bei seinem Besuch im Mariazell am 8. September 2007 erinnerte. Damals hatte der Papst den gewählten Pfarrgemeinderäten für ihren Dienst in Familie, Arbeitswelt und Kirche gedankt. „Schreibt die Apostelgeschichte durch euer Leben weiter“, sagte der Papst damals zu den Pfarrgemeinderäten; diese Worte seien bleibend gültig, so der Superior von Mariazell.
Die Präsenz eines Großteils des österreichischen Episkopats bei der Wallfahrt und dem Kongress der Pfarrgemeinderäte unterstreicht den Stellenwert der vor zwei Jahren gewählten ehrenamtlichen Laienmitarbeiter in den Pfarren. Fast alle Diözesanbischöfe und Weihbischöfe mit Kardinal Christoph Schönborn an der Spitze nehmen an der Versammlung teil, die nach 2010 nun zum zweiten Mal stattfindet. Neben dem Erfahrungsaustausch in insgesamt 60 Workshops geben die gemeinsamen Gottesdienste in der Wallfahrtsbasilika den drei Tagen in Mariazell auch einen starken geistlichen Charakter.
Kirchliche Kreativwerkstatt
Der Kongres steht unter dem Motto „Ermutigungen – Spannungsfelder – Zukunftsspuren“ und thematisiert neue Formen der Seelsorge, die primär auf Initiative von Laien getragen werden. „Wir wollen die Menschen ermutigen, ihre Berufung als getaufte Christen noch deutlicher wahrzunehmen und selbständig umzusetzen“, so Wolfgang Müller, Sprecher der PGR-Verantwortlichen in Österreich und für den Kongress zuständig. Es dürfe nicht nur darum gehen, dass Laien in Pfarren oder anderen Einrichtungen den Priestern assistieren und mithelfen. Es gelte, darüber hinaus das eigene Christsein selbständig zu leben und Initiativen zu setzen.
Wie vielfältig die kirchliche Kreativwerkstatt ist, wird am zweiten Tag des Kongresses deutlich. Dazu liefert der Innsbrucker Theologe Prof. Roman Siebenrock am Freitagvormittag den Hauptvortrag zum Thema „Gemeinsames Priestertum aus Taufe und Firmung“. Weitere Impulse kommen am Nachmittag von der Oberösterreichischen Ordensfrau Sr. Theresia Schlackl und dem Innsbrucker Pastoraltheologen Prof. Christian Bauer. Zentral an diesem Tag ist der Erfahrungsaustausch in insgesamt 60 Workshops, wo es um neue Formen der Glaubensverkündigung und der Liturgie genauso geht, wie um konkrete sozial-karitative Projekte. Der Tag wird mit einer Morgenmesse um 7 Uhr in der Basilika eröffnet. Ihr steht der Salzburger Erzbischof Franz Lackner vor, der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried wird predigen.
Der Samstag beginnt liturgisch mit einer Eucharistiefeier um 7 Uhr in der Basilika. Hauptzelebrant dabei ist der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari, die Predigt hält Salzburgs Erzbischof Franz Lackner. Nach einem Plenum mit „offenem Mikrophon“ findet zum Abschluss eine Sendungsfeier statt, die Bischof Alois Schwarz leiten wird.
Österreichweit 30.000 Pfarrgemeinderäte
Die Bischöfe, die im Benediktinersuperiorat Mariazell untergebracht sind, werden so wie die Pfarrgemeinderäte an den verschiedenen Programmpunkten teilnehmen. Bis auf die Diözesanbischöfe Benno Elbs (Feldkirch) und Ägidius Zsifkovics (Eisenstadt), Militärbischof Christian Werner sowie Weihbischof Andreas Laun und Abt Anselm van der Linde (Wettingen-Mehrerau) sind alle Mitglieder der Bischofskonferenz nach Mariazell gekommen.
In Österreich gibt es rund 30.000 ehrenamtliche gewählte Pfarrgemeinderäte. Der Frauenanteil liegt je nach Diözese zwischen 54 und 63 Prozent. Die letzten PGR-Wahlen fanden 2012 statt, die nächsten sind für 2017 anberaumt.
Text: Kathweb. Fotos Paul Wuthe/Kathpress