Auf den letzten Tagen J. Christi basiert das Christentum. Was damals geschah:
Ostern ist das höchste Fest des christlichen Glaubens, denn es ist die Gründungsidee. Zwischen Palm- und Ostersonntag gedenken wir an das selbst gewählte Leid Christi zur Rettung der Menschheit. Erst durch Tod und Auferstehung wurden aus seinem Leben die Erlösung der Menschheit und dadurch eine Religion. Die Geschehnisse der Karwoche erzählen sein Verhalten voll Demut und Macht, bis zur Ohnmacht und Tode am Kreuz.
Zuerst das Massen-Spektakel
Die faszinierte Masse der Juden und einiger Touristen standen gleich am Anfang der Karwoche im Vordergrund auf der Hauptstraße Jerusalems. Was sahen diese? Jesus zog auf einem Esel nach Jerusalem und wurde wie ein König gefeiert. Ihm zu Ehren zogen diese Ihre Oberkleider, Umhänge aus, breiteten diese wie einen Teppich aus, damit Jesus würdevoll in die Tempelstadt, dem Heiligtum der Juden, einziehen kann. Die Menschen gedachten traditionell der Befreiung der Juden und erhofften den neuen Messias, König an diesem Tag. Sie lebten ja unter der Herrschaft der Römer und waren nicht freie Bürger. Christus passte nach einigen vollbrachten Wundern ins Bild ihrer Hoffnungen und Wunschvorstellungen. Jesus erlebt einen pompösen Einzug, aber nicht auf dem Streitwagen so wie die Römer in eine Stadt einzogen. Wobei die weiße Eselin aus dem Gestüt Davids zugleich ein edles Tier war, aber mit dem Symbolcharakter des Lastenträgers. Jesus stellt sich mit der Ankunft nicht nur dem Konflikt mit seinen Kritikern, denn er wird ja von den Eliten (Pharisäern, Tempelvorstehern, …) bereits wegen seiner klaren, aber harten Worte der Auslegung der Heiligen Schrift (altes Testament) bereits angefeindet. Es ist offensichtlich und klar wofür er steht: Ja, ich bin der Heilsbringer, aber in Demut. In den folgenden Tagen wird er demnach nicht wie erwartet eine Lösung exekutieren, sondern immer wieder von seinen Jüngern, Anhängern, Sympathisanten, verlangen: Ändert euch selbst!
Diese Idee der radikalen Selbstreflexion kommt in Religion und Philosophie immer wieder auf: „Frag nicht, was die Welt für dich tun kann, sondern was du für die Welt tun kannst.“ Jesus bringt keine Lösungen für die Masse. Er sagt: Liebt, verzichtet und seid demütiger.“ Wie das für jeden Einzelnen es gilt umzusetzen, das ist unser persönlicher Weg des Glaubens, unserer Erlösung und unserer eigenen Auferstehung zu einem neuen Menschen, Leben – ewigen Leben.
Die Entwicklung
Jesus weiß aber auch, dass die jubelnde Masse Spektakel sehen will, schließlich erweckte er kurz davor Lazarus von den Toten. Am Montag wird er ziemlich zornig und vertreibt Händler und Geldwechsler aus dem Tempel. „Ihm ging es um das Heilige, das Heiligtum, das beschmutzt wird. Denn das Haus seines Vaters (Tempel) wurde für menschliche wirtschaftliche Interessen missbraucht – und nicht für die Bedürfnisse der Menschlichkeit, die uns gesunden lassen wie Liebe, Anerkennung und Wertschätzung sich und dem Nächsten gegenüber – als Zeichen eines richtig verstandenen und praktizierten Glaubens.
Die weitere Karwoche zeigt, dass die Masse an Messias (Erlöser, Befreier von der römischen Herrschaft) zweifelt, wenn er zur erwähnten inneren Einkehr auffordert, statt zu poltern. Der Fall vom Heilsbringer Jesus, zum schlimmsten Verbrecher, der sogar am Kreuz hingerichtet wird, passiert binnen weniger Tage (Johannes-Evangelium 12, 42f.). Auch von den Oberen des Tempels und der Politik glaubten viele an ihn und an seine Interpretation der Lehre, im Stillen, aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht öffentlich, um nicht aus der Synagoge ausgestoßen zu werden. Denn sie hatten lieber Ehre bei den Menschen als Ehre bei Gott.
Heute vor über 2000 Jahren geschah noch etwas: Judas bietet den Hohepriestern den Verrat gegen wenig Geld – Silberlinge – an. Der Anfang vom Ende der Erlösungsgeschichte Jesus Christus. Hätte es aber nicht Judas gegeben, dem Jesus im Vorhinein schon beim letzten Abendmahl am Gründonnerstag seine Tat vergeben hatte (auch Du wirst mich verraten), dann hätte Jesus die Menschen, die an ihn glauben können und wollen, wenn auch insgeheim, nicht erlösen können – zu einem ewigen, selbstbestimmten – Leben!
Herzlichen Dank an Ing. Franz-Peter Stadler 1010 Wien & Salzatal für Text und Fotos.