Hofer vs Billa – Entscheidung vertagt – Lebensmittelmärkte dürfen Angebote erhöhen

Hofer oder Billa können Bürgermeister und Gemeinderat noch bis 31. August 2018 von sich überzeugen.

Gemeinderatssitzung, Mittwoch 18. Juli 2018, 18:30h im Rathaus. Bürgermeister Manfred Seebacher freut sich über die vielen interessierten Anwesenden:
„So einen Besucheransturm hat es bei einer Gemeinderatssitzung noch nie gegeben“

Im öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung, genauer genommen in Punkt 2 der Tagesordnung, wurde das durchaus kontroverse Thema zur Errichtung eines Lebensmittelmarktes am südlichen Stadtrand von Mariazell ins Auge gefasst.
Gespannter Zuhörer der Gemeinderatssitzung war auch der Leiter der Hofer KG Filialentwicklung Ing. Christian Fürnschuß.

Historie der Entwicklung

Herr Ing. Zauner kommt zuerst zu Wort und beginnt mit einer Einführung in den geschichtlichen Hintergrund der Ereignisse. Der Grund der alten Postgarage wäre käuflich zu erwerben gewesen und wurde mit dem Gedanken für die öffentliche Nutzung ideal zu sein (damals bestand der Traum das Hallenbad auf diesem Grundstück neu zu errichten) von den Stadtbetrieben erworben. „Die Entscheidung, wie das Grundstück genützt wird obliegt jedoch den politischen Entscheidungsträgern – die wirtschaftliche Lage sollte aber unbedingt im Auge behalten werden!“, so Ing. Zauner.

Die Idee auf dem ehemaligen Postgaragen-Areal einen Lebensmittelmarkt zu bauen, kam von einem Hofer KG Immobilienentwickler. Die Stadtgemeinde Mariazell, natürlich auf gute Verwertung der Liegenschaft bedacht, bat Billa und Spar ebenfalls ein Angebot zu legen. Beim Präsentationstermin am 27. Februar 2018 wurden von Billa und Hofer Bebauungsvorschläge für das 4243 m2 große, ehemalige Postgaragen-Areal präsentiert, aber damals nur von Hofer ein Angebot gelegt. Spar stieg aus und konzentriert sich auf den bereits vorhandenen Lebensmittelmarkt.

Überraschend für alle Anwesenden war die Verlautbarung, dass die große Entscheidung, ob Billa oder Hofer sich in Mariazell ansiedeln wird, auf die nächste Gemeinderatsitzung Anfang Oktober aufgeschoben wird. Bürgermeister Seebacher möchte der Firma Billa die Möglichkeit einräumen ein neues Angebot zu legen da von der Hofer KG kurz vor der Sitzung ein durchaus annehmbares Angebot eingerollt sei. „Die Branche ist aufgebrochen“ – die Hofer KG ist offensichtlich dabei neue Segmente zu erschließen und möchte ein neues und für BGM Seebacher nicht ganz undenkbares Konzept nach Mariazell bringen.

Fragen aus dem Publikum wurden verwehrt, da sie bei Gemeinderatssitzungen nicht erlaubt sind und die Vermutung, dass eine undichte Stelle im Stadtrat mit der Hofer KG zur Aufwertung des Angebotes in Verbindung gestanden sei, sorgte für starke Spannung im Raum. Die Angebotsfrist wird vorsichtshalber auf 31. August 2018 gelegt und das Grundstück soll nicht verkauft, sondern nur das Baurecht genehmigt werden.

Den Vorschlag des Vize-Bürgermeisters, die Opposition aus Fairness in die Verhandlungen einzubinden, schlägt Bürgermeister Seebacher mit der Begründung aus „es könnte etwas durchsickern“ die Entstehung einer Eigendynamik möchte er auf jeden Fall vermeiden und gibt der Opposition starkes Kontra „In Zukunft werden Informationen noch bedeckter gehalten!“

Eingeladene Mitarbeiter der bestehenden Lebensmittelmärkte und die vielen sonstigen Zuseher verließen nach der nicht stattgefunden Entscheidung in Tagesordungspunkt 2 von 13 Punkten den Sitzungssaal.

In der Bevölkerung spürt man gemischte Gefühle. Folgend der Abstimmung im Blog und in der Kleinen Zeitung spricht sich die Bevölkerung fast einheitlich für einen Hofer in Mariazell aus. Stimmen zweifeln ob die Abstimmung des Gemeinderates im öffentlichen Interesse sei und viele haben Angst wegen Konkurrenz und um Arbeitsplätze. Worüber sich jedoch alle einig sind ist: Wir brauchen im Stadtfeld ein Lebensmittelgeschäft.

Zurück zum Start bis das Ergebnis passt 😉 – Der nächste Versuch einer Entscheidungsfindung wird bei der Gemeinderatssitzung am 2. Oktober 2018 erfolgen.


5 Kommentare bei “Hofer vs Billa – Entscheidung vertagt – Lebensmittelmärkte dürfen Angebote erhöhen

  • 19. Juli 2018 um 16:21
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    Entscheidung verschoben, bis das Ergebnis passt, treffender kann man es nicht sagen!

  • 19. Juli 2018 um 16:52
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    Das Europeum war schneller besiegelt!!!????

  • 20. Juli 2018 um 18:32
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    @Stefano. Ja, aber das Ergebnis ist auch bekannt!

  • 29. Juli 2018 um 17:43
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    Hofer oder Billa
    Dazu möchte ich anmerken, daß es definitiv keinen dritten Billa in Mariazell geben wird.
    Die Filiale am Hauptplatz wird so oder so
    geschlossen da sie aus wirtschaftlichen Gründen nicht weitergeführt werden kann.
    (Keine Parkplätze, hohe Miete, geringe Verkaufsfläche…..)
    Daher muß der Gemeinderat darüber entscheiden ob es in Zukunft im Ortskern von Mariazell für die Bewohner und Gäste einer Diskonter oder einer Lebensmittelmarkt gibt.
    Und sie entscheiden darüber, ob bestensfalls 8-9 neue Arbeitsplätze geschaffen werden oder über zwanzig Arbeitsplätze vernichtet werden. Von den weiteren Folgen ganz abgesehen.
    Ich bitte alle Entscheidungsträger sich nicht von kurzfristigen finanziellen Vorteilen blenden zu lassen. Sondern an die Zukunft der Mariazeller und an das Ortsbild zu denken.
    Hans Scheitz
    Filialeiter Billa St.Sebastian

  • 30. Juli 2018 um 16:55
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    @ Hans Scheitz
    Lieber Hans!
    Der REWE-Konzern muss wirtschaftlich denken.
    Wie du anmerkst wird der Billa im Ortskern, aus eben diesem Grund, so oder so geschlossen.
    Ebenso wird jeder vernünftig denkende Mensch erkennen, dass aus wirtschaftlichen Gründen 2 relativ große Billa Lebensmittelgeschäfte auch wenn sie über Parkplätze verfügen, 1,6 Kilometer voneinander entfernt wirtschaftlich nicht sinnvoll sind. Daraus folgt, dass spätestens nach Ablauf des Vertrages in St. Sebastian auch dieser geschlossen werden wird, sollte Billa den Zuschlag für den Standort bei der Postgarage erhalten. Natürlich wird das nicht an die große Glocke gehängt.
    Fakt ist, sollte der Hofer nach Mariazell kommen, würden die Chancen für einen Lebensmittelmarkt in der Wiener Straße wieder steigen.
    Die Anzahl der Arbeitsplätze betreffend würde das bedeuten, dass wenn Billa den Zuschlag erhält Arbeitsplätze mittelfristig verringert werden (Billa in der Wiener Straße weg, Billa in St. Sebastian weg).
    Sollte Hofer den Zuschlag bekommen, würde zumindest der Billa in St. Sebastian bestehen bleiben und Hofer selbst schafft auch 13-14 neue Arbeitsplätze. Die frei werdenden Arbeitskräfte vom Billa in der Wiener Straße würde Hofer sicher gerne übernehmen. Im Übrigen ist das Gehaltsgefüge bei der Hofer KG etwas höher als beim REWE-Konzern, was die allgemeine Kaufkraft stärken würde.
    Bei den weiteren Folgen die du ansprichst sind wahrscheinlich die beiden Nah&Frisch-Märkte in Gusswerk bzw. Mitterbach gemeint. Hierbei handelt es sich wie der Name schon sagt um Nahversorger und Nahversorger stehen nicht unmittelbar in Konkurrenz zu einem Diskonter. Leute die bei einem Diskonter einkaufen fahren schon heute über die Pässe nach St. Lorenzen oder Traisen. Diese würden dann hier einkaufen und ihr Geld in der Gemeinde lassen. Die bestehenden Nahversorger stehen und fallen mit ihren Kaufleuten und da sehe ich im Moment nur hochmotivierte und professionell arbeitende Menschen am Werk. Gefährlicher für den Fortbestand der bestehenden Märkte sehe ich das Billa-online Konzept, welches am 27. Februar 2018 bei der Präsentation der Konzepte, vom REWE Konzern ausführlich präsentiert wurde. Dies sieht vor die online-Bestellung und Zustellung von Lebensmitteln bis zur Haustür massiv auszubauen (keine Zustellgebühren für Mariazeller Bürger). Außerdem erfolgen diese Zustellungen nicht vom heimischen Billamarkt, sondern erfolgen von Bruck bzw. St. Pölten, somit fließt das Geld sogar in eine andere Gemeinde.
    Alle anderen Betriebe brauchen sich noch viel weniger fürchten, hier ist eine anständige Dienstleistung und Beratung gefragt dann kaufen die Kunden auch um etwas mehr Geld ein Qualitätsprodukt vor Ort, alles andere bekommen sie sowieso auch jetzt schon übers Internet (AMAZON).
    Was die Vergabe betrifft bin ich grundsätzlich mit der Vorgehensweise der SPÖ dahingehend einverstanden endlich eine Deadline zu setzen bis zu der letztgültige Angebote einlagen dürfen. Jedoch finde ich es sehr bedenklich, dass die Opposition und die Öffentlichkeit von der Angebotsöffnung ausgeschlossen werden soll. Richtig wäre eine öffentliche, transparente Angebotsöffnung bei der auch Vertreter der Bewerber (Billa, Hofer) anwesend sind um etwaige Fragen sofort beantworten zu können. Dann könnte man eine professionelle Entscheidung als Gemeinderat treffen. So macht es eher den Eindruck, wie schon Redakteur Marco Mitterböck von der Kleinen Zeitung in seinem Kommentar vom 20. Juli geschrieben hat, erst wenn der „Richtige“ die Nase vorne hat gibt es den Zuschlag.
    Fortschritt beginnt wenn man etwas Neues als Chance begreift und sich nicht davor zu Tode fürchtet!
    Gemeinderat
    Wolfram Doberer
    PS: Ich persönlich bin Billa-Kunde, finde aber eine gewisse Diversität bei Produkten und Märkten im Interesse der Bürger unseres schönen Mariazeller-Landes sinnvoll.

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